Historischer Agent-Orange-Prozess

In der Schweizer "Wochenzeitung" WoZ vom 28.10.21: die Reportage  von Peter Jaeggi über den historischen Agent-Orange Prozess von Tran To Nga. Im Vietnamkrieg wurde die heute 79-jährige Vietnam-Französin mit dem dioxinhaltigen Herbizid vergiftet. Ihre erste Tochter starb mit 17 Monaten daran, zwei weitere Kinder sowie Tran To Nga selber haben schwere Gesundheitsschäden. Die USA und ihre Alliierten setzten Agent Orange als taktische Chemiewaffe ein. Bis heute wurden vor Gericht alle Klagen von Geschädigten abgewiesen. Tran To Nga, die 14 damalige Herstellerfirmen des Giftes verklagte, kämpft weiter.

George Mizo: Vom Vietnamkämpfer zum Friedensaktivisten

Im Glauben, seine Heimat zu verteidigen, meldet sich der 17-jährige US-Amerikaner George Mizo freiwillig zum Kriegsdienst in Vietnam. Damit beginnt eine Tragödie, aus der später ein grossartiges humanitäres Werk hervorgeht. 

 

George Mizo wird im Viertnamkrieg schwer verletzt, überlebt als Einziger seiner Einheit ein Massaker und wird zum prominenten Kriegsgegner. Auf den Stufen des Kapitols in Washington D.C. bringt ihn ein 47-tägiger Hungerstreik beinahe um.

Berührt von George`s Friedensengagement bricht die süddeutsche Friedensaktivistin und Sonderpädagogin Rosemarie Höhn nach Washington auf, um ihn zu unterstützten. Sie verlieben sich, heiraten und bauen zusammen mit ehemaligen Kriegsgegnern in Vietnam ein Dorf auf für Agent-Orange-Opfer, das «Dorf der Freundschaft». 

1961setzten die USA das dioxinhaltige und deshalb hochgiftige Entlaubungsmittel Agent Orange erstmals ein. Auch George Mizo ist ein Agent-Orange-Opfer und stirbt am Ende an den Spätfolgen dieser Chemiewaffe. 

Weil das in Agent Orange enthaltene Dioxin das Erbgut schädigt, werden in den Familien ehemaliger Vietnamkämpfer als Spätfolge des Gifteinsatzes noch immer Kinder mit Missbildungen geboren.

Rosemarie Höhn-Mizo, ihr Sohn Mike und George Mizo erzählen in der Radiosendung von Peter Jaeggi von traumatischen Kriegserlebnissen und vom  gemeinsamen humanitären Abenteuer in Vietnam für Agent-Orange-Opfer und vietnamesische Kriegsveteranen.

Video von  Peter Jaeggi. Mit Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm «Das Dorf der Freundschaft» von Timo Mugele und Marcus Niehaves.

 

Fotos Archiv George-Mizo-Stiftung / Hatfield /  Peter Jaeggi / Roland Schmid / Michelle Mason (aus ihrem Film «The Friendship Village») / Wiki commons.

 

Musik Ben Jeger.

Krieg ohne Ende:

Spätfolgen des Vietnamkrieges –

Agent Orange und andere Verbrechen  

 

von Peter Jaeggi (Autor), Roland Schmid (Fotos)

 

Im Vietnamkrieg versprühten die USA und ihre Verbündeten Millionen Liter von gefährlichen Herbiziden, darunter Agent Orange. Es enthielt TCDD, das giftigste aller Dioxine. Noch heute kommen deswegen Kinder mit Behinderungen zur Welt: Der Krieg, der 1975 endete, dauert noch immer an. Der Chemiewaffeneinsatz war damals nur eines der vielen Kriegsverbrechen. Dieses Buch erzählt die Geschichte des gefährlichen Herbizids und zieht Parallelen zu »Agents Orange von heute«, zu Umweltgiften wie Glyphosat und Dioxinen bei uns, und davon, wie die Giftopfer von damals noch immer um Gerechtigkeit kämpfen. Erzählt wird auch die Geschichte des Vietnamkrieges, der mit einer Lüge begann. Es gab Millionen von toten, verletzten und kranken Menschen.
Ausserdem: Die Napalmopfer. Die Blindgänger. Ein Lexikon zeigt: Der amerikanische Krieg in Vietnam war fast ein Weltkrieg, in dem auch Deutschland, Österreich und die Schweiz unterschiedliche Rollen hatten.
Fotos von Roland Schmid und erstmals im deutschsprachigen Raum publizierte Schwarzweiss-Fotografien  damaliger nordvietnamesischer Kriegsfotografen.

 

Lenos-Verlag, 300 Seiten /  Ca. 45 Fotografien (f u. sw) /  15,5 x 22,5 cm / gebunden

 

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Das ewige Agent Orange

Der Schadstoff Dioxin TCDD ist auch nach hundert Jahren noch gefährlich. Er war in Agent Orange und anderen Entlaubungsmitteln enthalten, die von den USA im Vietnamkrieg eingesetzt wurden. Lesen Sie hier die ganze Geschichte.

Hilfe für Agent-Orange-Opfer in weiter Ferne

Eine wirklich umfangreiche Hilfe für Agent-Orange-Opfer in Vietnam oder gar eine offizielle Wiedergutmachung durch die USA ist noch lange nicht in Sicht. Das meinen die beiden Autoren des neuen Agent-Orange-Buches "From enemies to partners". Es sind dies der Vietnamese Le Ke Son und der US-Amerikaner Charles R. Bailey. Le Ke Son, einst oberster Agent-Orange-Beauftragter des Staates,  kommt auch in unserem Buch „Krieg ohne Ende“ zu Wort. Die Regierung in Hanoi sagt, dass bis zu drei Millionen Vietnamesen Agent Orange ausgesetzt waren und mindestens 150.000 Kinder mit Geburtsfehlern geboren wurden.Die Zahlen sind Schätzungen. Genaue Angaben gibt es nicht.

In ihrem Buch formulieren die beiden Autoren, wie es zu einem gemeinsamen Vorgehen zwischen den USA und Vietnam im Umgang mit dem Agent Orange-Erbe kommen könnte. 

 

Eine ausführliche Besprechung des Buches von Stefan Kühner finden Sie unten im PDF.

Rezension Agent-Orange-Buch .pdf
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Begegnung in Da Nang

Begegnung in Da Nang, Zentralvietnam, am 9. Dezember 2013.  Die heute 75jährige Hoang Thi The ist Mutter von zwei schwer behinderten Kindern. Hier(Bild oben) massiert sie ihrem Sohn Tran Duc Nghia (33) die entstellten Hände. Sein Vater, der vor einigen Jahren starb,  war während des Krieges Meldeläufer und kam immer wieder mit Agent Orange in Kontakt. Das Dioxin hat die Kinder schwer geschädigt. Beide konnten zu Beginn noch gehen. Heute ist der Sohn gehör- und sprachlos und kann sich nicht mehr bewegen. Seine Schwester Tran Thi Ty Nga, 31 Jahre alt,  kann sich mit einem Rollator mühsamst noch etwas fortbewegen und macht auf vorsintflutlichen Geräten täglich Bewegungstherapie (Bilder unten). Ihr droht dasselbe Schicksal wie ihrem Bruder.

Die Familie war einst wohlhabend. Die Familie besass Schmuck, ein Haus und Land. Um die Behandlung im fernen Hanoi finanzieren zu können, wurden die Besitztümer nach und nach verkauft. Heute ist alles weg. Was geblieben ist: ein Leben in grosser Armut und Kinder, die nicht gesund geworden sind.

In der Region von Da Nang in Zentralvietnam leben laut derAgent Orange-Opfervereinigung DAVA um die 5000 Menschen, die an den Spätfolgen des Chemiewaffeneinsatzes im letzten Vietnamkrieg leiden.

 

 

(Foto © Roland Schmid)