Mehr als 20 neue Agent-Orange-Krankheiten
Die US-Regierung hat kürzlich für Vietnam-Kriegsveteranen weitere 21 Krankheiten gelistet, die verdächtigt werden, durch Agent Orange ausgelöst zu werden. Darunter bösartiger Hirntumor, bösartiger Krebs im Magen-Darm-Trakt, Nierenkrebs, bösartiger Haut- und Halskrebs, Asthma, das nach dem Dienst diagnostiziert wurde, chronische Bronchitis, Bauchspeichel-drüsenkrebs und Brustfellentzündung. – Veteraninnen und Veteranen mit einem dieser Leiden, die nachweisen können, dass sie im Vietnamkrieg waren, haben Anspruch auf Kompensation.
(Quelle: U.S. Departement of Veterans Affairs/März 24)
Radio SWR2 «Wissen»
Gifteinsatz im Vietnamkrieg –
Agent Orange und die Folgen bis heute
von Peter Jaeggi
Im Vietnamkrieg versprühten die USA und ihre Alliierten viele Millionen Liter Herbizide als Chemiewaffe, darunter Agent Orange. Das Entlaubungsmittel enthielt das hochgiftige Dioxin TCDD. Rund 50 Jahre später leiden noch immer Hunderttausende darunter, doch die USA erkennen ihre Schuld nicht an. Jetzt hat in Südvietnam eine der größten Hotspot-Entgiftungsaktionen der Geschichte begonnen. Ein deutscher Dioxinforscher hält die gewählte Methode für fragwürdig, vielleicht sogar gefährlich. Agent Orange – eine endlose Geschichte von Leiden und Lügen. (28 Minuten).
Radio ORF1 «Versprühtes Gift»
Die gleiche Sendung, einige Minuten kürzer, bringt ORF1 in der Wissenschsaftsreihe «Dimensionen» unter dem Titel «Versprühtes Gift».
Sonntag 30. Oktober 2022.
Neues Buch– Agent Orange nach dem Krieg
Carol Van Strum:
Giftiger Nebel
Agent Orange und sein Einsatz in den USA
Was geschah mit dem hochgiftigen Agent Orange, als es ab 1971 in Vietnam wegen massenhaft
erkrankter US-Soldaten nicht mehr einbgesetzt wurde? Die USA verwendete das Herbizid an der Pazifikküste. Über den heimischen Wäldern von Oregon stiegen Hubschrauber auf und ließen giftigen Nebel herab: Unkrautvernichtung im Namen der Holzindustrie – einmal mehr mit tödlichen Folgen samt verseuchter Flüsse und Seen. Für das Originalwerk ›A Bitter Fog‹ mit dem Christopher Award ausgezeichnet, geht die Umweltaktivistin Carol Van Strum den Leiden und Widerständen betroffener Menschen in den USA nach. In ihrem Kampf um Aufklärung und Entschädigung hatten sie mit der Umweltschutzbehörde ein Amt gegen sich, das doch vorgab, auf ihrer Seite zu stehen.
(2024, PapyRossa-Verlag ISBN 978-3-89438-817-19
Begegnungen mit alten Menschen in Vietnam sind etwas Besonderes, immer auch ein Stück Geschichte, gelebte, persönliche Geschichte, welche sich in die grosse Geschichte des Landes einfügt. Die Begegnungen mit den Menschen in diesem Buch sind keine
eigentlichen Biografien. Vielmehr erfahren wir durch die Berichte, was die Erzählenden in schweren Zeiten ihres Landes erlebt und erlitten haben, wie sie sich engagiert
einbrachten, was ihr Beitrag war. Sie lassen uns teilhaben an ihrem Blick auf die Ereignisse jener Zeit. Die Schilderungen zeichnen Lebenswege ohne Pathos, in der
bescheidenen Art jener, die Grosses geleistet und es einfach als ihre Aufgabe gesehen
haben und noch heute so sehen. Diese Menschen haben es verdient, vom Alltag nicht
überrollt und vergessen zu werden. Gleichzeitig geben die Berichte seltene Einblicke
und sind so eindrücklich, dass sie einer interessierten Leserschaft zugänglich gemacht werden sollen. Deshalb dieses Buch, das eine Frucht langjähriger Kontakte ist.
Die Geschichten, die gleichzeitig Geschichte sind – zum Teil Geschichte der Befreiung Vietnams, zum andern des Umgangs mit menschlichem Leiden und einem Alltag der
Entbehrungen - sind mit weiteren Portraits ergänzt. Ferner enthält das Buch generellere
Beiträge, die den Kontext der Lebensberichte ergänzen. So wird die lange Periode des
grossen Mangels und der Rationierung geschildert. Die Realität der vietnamesischen
Kontraktarbeiter in Neukaledonien unter der französischen Kolonialherrschaft ist ein
weiteres Kapitel kaum bekannter Geschichte.
Die Gedichte sprechen eine nochmals andere Ebene an. Gedichte schreiben hat in
Vietnam Tradition als Ausdrucksform für Gefühle. Gedichte schreiben wird auch heute noch in der Schule gelehrt und gelernt, es hat in schweren Zeiten und Situationen immer
wieder geholfen, mit der Realität umzugehen. So sind die Gedichte in diesem Buch nicht
von bekannten Dichtern verfasst, sondern von „Alltags-Poeten“. Einer unter Ihnen ist der Cyclo-Fahrer Bui Huu Tran in Hué.
Anjuska Weil
Buch gebunden, 200 Seiten, Eigenverlag, Verkaufspreis CHF 28.-, ISBN 978-3-033-09524-3
Bezugsquelle: info@vsv-asv.ch oder direkt bei der Autorin a.weil@sunrise.ch
Agent-Orange-Publikationen von Peter Jaeggi 2000 bis 2022
"Lighter than Orange" Film (D und E) von Matthias Leupold über die Agent-Orange-Tragödie jetzt auf Youtube.
TRiTTST
IM ALPENGIFT DAHER
Eine Dokumentation von Peter Jaeggi und zehn prominenten Schweizer Cartoonschaffenden über Pestizide in der Landwirtschaft.
Auf der ehemaligen US-Luftwaffenbasiis Bien Hoa in Südvietnam läuft derzeit die Vorbereitungen für die grösste und teuerste Dioxin-Vernichtungsaktion der Geschichte. Agent Orange vergiftete dort Menschen und Umwelt. Mehr: hier klicken.
Das im Vietnamkrieg eingesetzte Herbizid Agent Orange ist noch heute in damals kontaminierten Regionen nachweisbar - und gelangt auch in die Muttermilch. Beim Stillen geben Frauen die dioxinhaltige Substanz offenbar an ihre neugeborenen Kinder weiter, wie eine Studie zeigt. Diese Belastung scheint den Hormonhaushalt der Babys zu stören. Welche langfristigen Auswirkungen das hat, ist unklar.
Hier geht`s zum Beitrag
Link zur Studie zum kostenpflichtigen Download der Studie
Foto © Roland Schmid
Zusammen mit Roland Schmid und Magnum-Fotografen realisierte Peter Jaeggi als Projektleiter und Initiant im Jahr 2000 das Buch Buch sowie internationale Ausstellungen mit dem Titel "Als mein Kind geboren wurde, war ich sehr traurig». Eine Dokumentation über die Spätfolgen des Chemiewaffeneinsatzes im Vietnamkrieg, erschienen bei Lenos. Es war das erste von bisher drei Agentr-Orange-Büchern.
Eines von Roland Schmids Bildern, das im Buch publiziert ist (siehe oben), wurde zusammen mit 99 andern Fotografien am 20. November 2012 an Bord des Kommunikations-Satelliten EchoStar XVI in den Weltraum geschossen. Dies im Rahmen eines Projektes des amerikanischen Künstlers und Geografen Trevor Paglen. Auf einer speziell beschichteten CD mit dem Titel "The Last pictures" steht unser Bild nun für eine Ewigkeit in rund 35 000 Kilometern Höhe geostationär im Weltall.
Der Satellit EchoStar XVI
Im Kriegsmuseum (War Remnants Museum) in Ho Chi Minh Stadt (Saigon) sind auch die Spätfolgen des Agent Orange-Einsatzes mit zum Teil schockierenden Fotografien und Exponaten dokumentiert. Die USA und ihre Verbündeten versprayten während des letzten Vietnamkrieges Dutzende von Millionen Litern dieses dioxinhaltigen Entlaubungsmittels. Noch heute leiden Hunderttausende von Menschen darunter, noch immer werden Kinder mit Missbildungen geboren. (Fotos Peter Jaeggi).